
DREHBUCH

Am Anfang war das Wort...
Zu Beginn eines jeden Filmprojektes steht eine Idee. Diese Idee entsteht mittlerweile durch Umfragen, in denen unsere Mitglieder angeben können, welches Genre, welches Thema und welche Ideen sie in unserem neuen Projekt sehen wollen. Die Ergebnisse sind nicht immer eindeutig, aber so hat das Drehbuchteam eine Tendenz und einen Überblick, was sich die Mitglieder wünschen. Nicht allen Wünschen kann das Drehbuchteam gerecht werden, aber es kann eine entsprechende Richtung einschlagen. Im weiteren Verlauf trifft sich das Drehbuchteam und diskutiert in mehreren Sitzungen über erste Ideen und Konzepte. Hier wird von unserer Seite mittlerweile viel Literatur zum Drehbuchschreiben, zu Figurenentwicklung, narrativer Struktur usw. zu Rate gezogen.

Opening Hook, Point of no return, Midpoint, Showdown, wrap-up
Am Anfang steht eine grobe Idee des Plots, die dann heruntergebrochen und strukturiert werden muss. Dabei ergeben sich diverse Fragen:
Wie werden die Figuren eingeführt? Die Zuschauer*innen sollen schließlich mit den Figuren mitfühlen und mitfiebern bzw. Antagonist*innen hassen lernen. Was ist der Auslöser, der den Plot ins Rollen bringt? Im Film “Der Herr der Ringe” ist das z. B. die Erkenntnis Gandalfs, dass es sich beim Ring Bilbos bzw. Frodos um den einen Ring der Macht handelt. Welche Motivationen haben die Figuren, um sich in ihr Abenteuer zu stürzen? In einigen Filmen ist diese Motivation intrinsisch. Figuren wollen Rache, Liebe oder Ruhm erleben. In anderen Filmen ist die Motivation extrinsisch und die Figur wird eher von äußeren Ereignissen getrieben, wie z. B. in “Harry Potter und der Stein der Weisen”. Wie stellen wir die Welt vor, in der sich die Figuren bewegen? Im Film “Jurassic Park” wird die Welt mit dem Besuch der Insel und der Sichtung der ersten Dinosaurier vorgestellt. Inwiefern werden auch Antagonist*innen eingeführt? Welche Probleme und Herausforderungen ergeben sich für die Figuren? Welche Entwicklung durchleben die einzelnen Figuren im Verlauf der Handlung? Wo liegt der sogenannte Midpoint, in dem sich die Handlung bereits zuspitzt? Welche Schlüsse und Konsequenzen ergeben sich nach dem Midpoint? Wie gestalten wir den sogenannten lowest Point (der Punkt, an dem es keine Hoffnung mehr zu geben scheint)? Auf welche Weise überwindet die Hauptfigur dieses größte Hindernis? Wie leiten wir in den Showdown über und wie lösen wir den Plot auf?

Diskutieren, Streiten, Denken
Das gemeinsame Verfassen eines Drehbuches benötigt eine gewisse Balance. Nicht die ganze Theater AG kann beteiligt sein, denn zu viele Köch*innen verderben den Brei. Dennoch braucht es ein Team, dass diskutiert, streitet und argumentiert, bis es am Ende ein Ergebnis erreicht, mit dem alle gut leben können. Das Drehbuch im Team zu verfassen hat den Vorteil, dass die Akzeptanz für das Drehbuch bereits früh relativ hoch ist, da nicht eine einzelne Person, sondern mehrere schreiben.
Die Schreibenden entwickeln schon früh im Prozess einen hohen Grad an Motivation, das Filmprojekt umzusetzen. Im Team zu arbeiten hat den Vorteil, dass sich eine Art “checks and balances” entwickelt. Es gibt eine Person, die sich besonders um bestimmte Figuren bemüht und sich immer Gedanken darum macht, ob die Handlungen realistisch und im Rahmen des Charakters bleiben. Eine andere achtet darauf, dass keine narrativen Umwege gegangen werden, der Plot schlank bleibt und nicht zu viele Nebenschauplätze entwickelt werden. Weiterhin muss es Zuständige für die Einhaltung realistischer Dialoge, für das Schreibprinzip „show don´t tell“ und abschließend für das „Big Picture“ der Geschichte geben.
Mitunter ist sich aber auch das Drehbuchteam nicht einig und es muss abgestimmt werden. Eine einfache Mehrheit reicht aus und entscheidet. Es ist nicht immer einfach, sich mit gewissen Kompromissen zufriedenzugeben oder sich mit dem Ergebnis einer verlorenen Abstimmung anzufreunden. Doch genau das macht eine funktionierende Teamarbeit bei so einem großen Projekt unter Freund*innen aus. Kompromissbereitschaft ist hier obligatorisch und damit essenziell.
