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CINEMATOGRAPHIE

"Some of the smallest things on a smaller film, to me, are greater achievements than on a big film when you have the resources and the time and everything else."
Roger Deakins
Director of Photography
Kamera

Perspektivwechsel

Die Arbeit des Kamerateams beginnt schon vor dem Filmdreh. Denn bevor eine Szene überhaupt abgedreht werden kann, müssen sich die Kameraleute überlegen, welche und wie viele Kameraeinstellungen notwendig sind, um den Zuschauer*innen die Botschaft der Szene zu vermitteln. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

Die Einstellungsgröße legt fest, inwieweit die Darsteller*innen bzw. die Objekte zu sehen sind, um den Zuschauer*innen entscheidende Informationen zu übermitteln. Wenn die Gruppe und die Umgebung, in der sie sich befinden, komplett gezeigt werden soll, wird eine Totale verwendet. Dadurch kann ein Überblick des Geschehens gegeben werden. In den Halbtotalen reduziert sich der Bildausschnitt ausschließlich auf die Charaktere, die von Kopf bis Fuß gezeigt werden, sodass ein besonderes Augenmerk auf die Körpersprache gelegt werden kann. Für Dialogszenen wird ein größerer Ausschnitt, die Nahe, gewählt. Dabei können Mimik und Gestik gut eingefangen werden. Für emotionale Momente, in denen den Zuschauer*innen die Emotionen des Charakters vermittelt werden sollen, wird oft eine Großaufnahme gewählt.

Die Bildkomposition, also die Anordnung und Organisation der Objekte, muss ebenfalls vorweg wohlüberlegt sein. Denn durch diese lässt sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen lenken und das Gesamtbild gliedern. Die Möglichkeiten ein Bild anzuordnen, sind sehr vielseitig. Zum einen ist die Figur-Grund-Beziehung ein Aspekt, welche den Blick der Betrachter*innen lenkt, denn der Punkt mit dem größten Kontrast wird vom Auge angezogen. Die Anordnung von Objekten kann symmetrisch sein oder an bestimmten „gedachten“ Linien wie Bilddiagonalen oder -horizontalen erfolgen. Die bekannteste Linie ist wahrscheinlich der Goldene Schnitt, durch den die Komposition als besonders harmonisch wahrgenommen wird. Die Anordnung von Objekten kann auch gewisse Emotionen vermitteln, denn beispielsweise ein Ausschnitt mit viel leerem Raum lässt eine Person sehr einsam wirken. Auch die Tiefenschärfe ist ein Mittel, um einen besonderen Fokus auf ein Objekt zu legen. Dabei wird nur das entscheidende Objekt fokussiert, während der restliche Teil des Bildes unscharf erscheint. Dies sind nur einige wenige Beispiele, die für die Bildkomposition berücksichtigt werden können.

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Kamerafrau Beke lächelnd bei der Arbeit.
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Wenn das Rig sich rückwärts bewegt, braucht es eine Absicherung - gerade im Wald.
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Manchmal darf auch die Regie mal an die Kamera.

Licht und Schatten

Somit gibt es für die Kameraleute viel zu beachten, weshalb es sehr hilfreich ist vor den Dreharbeiten eine Shot-List zu erstellen, in der zu jeder Szene die Überlegungen zur Einstellungsgröße und Bildkomposition entwickelt werden. Dabei hilft es die Drehorte vorher schon zu kennen, da die Kameraeinstellungen z. B. beim Dreh in einem Zelt sehr beschränkt sind. Generell wird viel Rücksprache mit anderen Teams gehalten, weil auch die Umsetzbarkeit der Beleuchtung, die Aufnahme des Tons oder die Vorstellungen der Regie zusätzliche Faktoren sind, die bei der Aufnahme beachtet werden müssen.

Beim Dreh ist durch diese Vorbereitungen allen Kameraleuten bekannt, welche Kameraeinstellungen und Ausschnitte gewählt werden sollen. Trotzdem dauert es immer noch eine gewisse Zeit, bis die Einstellungen in der Kamera unter anderem zu den aktuellen Lichtverhältnissen gemacht sind, die sehr variabel und unvorhersagbar sein können, wenn vor allem Außendrehs auf dem Plan stehen.

Deshalb sind die Kameraleute die Ersten am Set. Denn erst wenn die Kamera steht und eingestellt wurde, können sich auch die Tonleute und das Beleuchtungsteam positionieren, um das Bild komplett in Szene zu setzen. Dafür werden oft Körperdouble zur Hilfe genommen, die sich an den Ort stellen, an dem die Schauspieler*innen später agieren sollen. Denn so kann die Entfernung von Kamera zu den Schauspieler*innen abgeschätzt und der Fokus gezogen werden.

In manchen Szenen können auch zwei Kameraleute aus unterschiedlichen Positionen gleichzeitig die Kamera führen, wenn dies der Raum und die Umgebung zulässt. Dies ist oftmals in Dialogszenen der Fall, in denen die Charaktere aus bestimmten Winkeln aufgenommen werden. Dabei darf aber nicht die 180°-Linie überschritten werden, denn wenn aus entgegengesetzten Blickwinkeln gefilmt wird, kann es bei den Zuschauer*innen zu Verwirrungen kommen, sodass sie möglicherweise das Geschehen nicht mehr nachvollziehen können.

Schlussendlich lässt sich sagen, dass die Arbeit an der Kamera sehr viel Kreativität, aber auch Planung bedarf, um den Betrachter*innen die Informationen der Szene zu vermitteln.

QB
Von Beginn an wurden hohe Qualitätsstandards gesetzt.
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Vincent dreht eine Szene für "Crushed Ice".
Sönke Kamera
Kameramann Sönke beim Dreh von "Punk´s dead".
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Beke an der Blackmagic URSA Mini.
Nic Kamera
Kameramann Niclas mit Kamera inkl. 35mm-Adapter.
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Auch Simon darf ab und an mal ran.